Der Anfang

Im Dezember 1989 legte ich, Michael Hoffmann, erfolgreich meine Überprüfung zum Heilpraktiker ab, eröffnete im Januar 1990 eine Praxis in Würzburg und im Mai 1990 die „Naturheilpraxis im Institut Drachenhaus“ in Suhl – als der erste westlich ausgebildete Heilpraktiker im Osten Deutschlands nach der Grenzöffnung. Mein Partner seit 1983, der ev. Pfarrer i.R. Lothar Georg Kampe, war an meiner Seite und als „gute Seele an der Rezeption“ mit dabei.

Es wurde schnell klar, dass unsere Patienten handfeste Informationen in der Hand haben mussten, wollten wir uns nicht das Maul fusselig reden.

So entstand die erste Praxisinformation, „Die Drachenblätter“, 4-8 Seiten im Format A4, monatlich in Auflage von bis zu 1000 Exemplaren auf einem hauseigenen Kopierer hergestellt.

Geburt des Verlags

1990 betrachten wir als Geburtsstunde unseres Verlags im Institut Drachenhaus. Die besten Artikel „Der Drachenblätter“ wurden in einem eigenen Buch, „Das Beste aus den Drachenblättern 1990-1993“ veröffentlicht – den ersten Buch aus unserem Verlag; es erschien 1998 zuletzt in der 10. Auflage und war Standard-Literatur für jeden neuen Patienten.

Dragoderm Naturkosmetik – ein Meilenstein

Aus der Praxis heraus entstand unsere Naturkosmetikserie DRAGODERM für unsere Hautproblem-Patienten. Nach 18 Jahren wurde die Dragoderm-Produktion 2009 auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, die Reste bis 2012 verkauft.

Für die Kosmetik die notwendigen Preislisten und Infos zu drucken, gab den Anstoß für die nächste Großinvestition 1998.

Die neue Druckerei 1998

Ab 1996 erschien die Zeitschrift „Der Naturdrachen“, erst auf einer kleinen Hausdruckmaschine – in zugegeben recht mieser Qualität – gedruckt, bis wir 1998 uns eine „richtige“ große Zweifarb-Druckmaschine von Heidelberger mit allem notwendigen Zubehör gekauft haben. Plattenkamera (links hinten), Druckmaschine (in der Mitte), Schneide-, Sortier-/Zusammentrage-, Einzelblatt-Falz-, Zeitschriften-Falz- und -Heftmaschine. Dazu einen Direktdrucker für den Adressdruck auf die Zeitschriften. Einer kleinen Nassklebe-Buchbindemaschine folgte eine richtige große Buchbindemaschine (links vorne).

Mit mir Ungelerntem an der Druckmaschine druckten wir unseren „Naturdrachen“, alle Bücher, Werbung, Briefpapiere, Prospekte, Flyer selbst – zum Teil auch für externe Kunden. Alleine „Der Naturdrachen“ erschien bis zu 6x im Jahr mit bis zu 6000er Auflage, ein großer Teil davon ging in den Versand.

Internet-Veröffentlichungen

Mit dem Umzug im Herbst 2001 von Süd- nach Ostthüringen, nach Triptis, wurde die Druckerei abgestoßen. „Der Naturdrachen“ wurde in eine moderne und kostensparende Zeitschriftenform überführt, in eine Internetzeitschrift im PDF-Format. Der Vorteil war auch, dass wir nun vollfarbig arbeiten konnten, ohne unbezahlbar zu werden.

2003 – Ein tiefer Schnitt

Nach dem Tod meines Partners Lothar Georg Kampe Mitte 2003 erschien der Naturdrachen nur noch einige wenige Male und schlief dann langsam ein. Nicht nur, dass er mein Lebenspartner war, er war auch mein wichtigster Gegenspieler, mein Lektor und Ideen-Diskutierer – ein tiefer Einschnitt in unserer beider Leben. Ich war nur noch alleine.

Doch es wurde nicht langweilig, ein neuer Partner und völlig neue Aufgaben überfielen mich, Wolfgang und ich übernahmen zusammen pachtweise das Motel in Miesitz (bei Triptis), bauten darin unter anderem ein Buffetrestaurant ein und betrieben es bis zur Aufgabe im Jahr 2008.

2010 zog es mich nach so vielen Jahren wieder in den Westen, nach Hessen, nach Babenhausen.

Abverkauf

Ich verkaufte unsere vorhandenen Bücher immer weiter, bis 2012 mein Bestseller „Der Tod sitzt im Darm“ (über Darmpilze & Co) ausverkauft war. Ich überarbeitete das Buch und ließ es in Book-on-Demand in kleiner Auflage in Frankreich drucken. Das Buch ist bis heute vielfach nachgedruckt und 2020 noch mal grundlegend überholt und erweitert worden.

Wie ein Phönix aus der Asche!

2012 war für den Verlag im Institut Drachenhaus überhaupt das Jahr des Umbruchs. Ganz unspektakulär kam es daher, um im Spätsommer dank einer Fügung den Autor Adi Mira Michaels mit seinem Roman „Julien“ aufzunehmen.

Wer nun aufmerksam gelesen hat, dem ist etwas aufgefallen: Vorhin habe ich „ich“ bei Julien geschrieben, jetzt Adi Mira Michaels. Die Auflösung findet Ihr im nächsten Kapitel über die Autoren.

Damit kam ein komplett neues Genre in meinen Verlag, ein Genre, das heute der Hauptumsatzträger ist: schwule erotische, GayLe Geschichten.

Es ist eine kleine Marktnische, aber eine, in der die damals bekannten deutschen schwulen Verlage immer weniger deutsche Autoren verlegen wollten, nur noch schnell übersetzte Importware aus den USA zu hohen Preisen verkauften. Heute, 10 Jahre später, 2022, zeigt sich das Resultat. Den wichtigsten Vertreter dieser Gruppe, den Bruno Gmünder Verlag, Berlin, gibt es bereits seit einigen Jahren nicht mehre. Andere schwule Verlage werden, oft trotz guter Bücher, auch immer weniger. Der Verlag des Instituts Drachenhaus bemüht sich wacker, der Lawine des Todes zu trotzen.

Ein großes Problem sehen wir „kleinen Verlage“ in den vielen tausend „independent“ Autoren, die ihre Bücher ohne Verlag, teilweise nur als eBooks und nur für den Amazon-Kindle anbieten, viele von Frauen geschrieben, auch, wenn es um wirklich intime Geschichten geht – im Englischen so schön mit „explicit content“ umschrieben. Einige sind wirklich gut geschrieben, andere aber von so entsetzlicher Qualität (Rechtschreibung, Stil, Diktion, Inhalt), dass ein potentieller Neu-Leser „so ein Buch“ einmal liest, nie mehr aber wieder auch einen anderen Autor ansieht. Gemäß der alten Gastronomie-Weisheit: „Ein guter Gast bringt Dir vielleicht 2, 3 neue Gäste. Ein unzufriedener macht Dir aber 50 kaputt.“

Lektorat

Es ist sicherlich ungewöhnlich, zumindest habe ich noch in keinem Buch einen Dank des Verlags an seine(n) Lektor(en) gelesen, höchstens mal von einem Autor oder einer Autorin, aber ich möchte es dennoch tun. H.U. Schirr war von 2016 an mein Lektor für alle bei mir erschienenen Bücher, bis er 2020 beschlossen hat, für diesen anstrengenden Job dann doch zu alt zu sein.

Ich bin ihm zu großem Dank verpflichtet. Lektorat heißt ja nicht, das der Lektor seine Veränderungen in den Text reinschreibt und der Verleger dann diesen Text genau so druckt. Die Verbesserungen müssen Stück für Stück eingearbeitet werden. So habe ich unendlich viel über die „Neue Deutsche Rechtschreibung“ („Version 3475.2.5 ff“) gelernt, erkannt, dass selbst der Duden nicht mehr verbindlich weiß, wie etwas geschrieben wird (gerade bei Groß- und Kleinschreibung, aber auch bei Kommasetzungen), ein besseres Gefühl für die teilweise unlogischen Regeln bekommen und damit heute selbst hoffe, in der Lage zu sein, diese Arbeit auch noch zu erledigen.

Bleibt mir ja nichts anderes übrig, ein Nachfolger für H.U. Schirr hat sich bislang noch nicht gefunden. Fehler unterlaufen aber auch mir immer wieder.

Danke, H.U., der seinen vollen Namen immer noch nicht veröffentlicht sehen möchte. Auch, wenn seine Frau schon lange nichts mehr dagegen haben dürfte.

Die Zukunft

In die Zukunft können wir alle nicht sehen. Auch hier bringe ich einen Spruch an: „Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von Deinen Plänen.“

Ich glaube, der liebe Gott hat viel zu lachen gehabt. Auch mit mir.

Und so weiß ich nur eines: ich werde kämpfen, solange es geht. Das 32jährige Bestehen meines Verlages, das 10jährige Jubiläum der Gaylen Geschichten sind immerhin Marksteine, die darauf hinweisen, dass ich bisher überlebt habe.


Michael Hoffmann, EUER Verleger für die privaten Wünsche

Juli 2022